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Pro Bahn kritisiert Zugausfälle auf der ICE-Verbindung München - Berlin
Mehr Transparenz angemahnt
Überraschend hat die DB AG angekündigt, dass zwischen dem 23. und 27.12.2009 auf der ICE – Linie München – Berlin jeder zweite Zug gestrichen wird. Als Grund wird angegeben, dass die Neigetechnik – Züge bei winterlichen Temperaturen einem erhöhten Wartungsaufwand unterliegen.
Der Fahrgastverband Pro Bahn Thüringen reagiert mit Unverständnis und Verärgerung auf die Ankündigung. "Die Erklärung der DB für die kurzfristige Halbierung der Zugverbindungen auf einer der wichtigsten Fernverbindungen des Landes mitten in der weihnachtlichen Hauptreisezeit ist unbefriedigend", so Bernd Schlosser, Vorsitzender des LV. Grundsätzlich ist ein erhöhter Wartungsaufwand für Fahrzeuge bei winterlichen Temperaturen zwar nachvollziehbar; vieles bleibe aber unklar. So ist unverständlich, wieso die seit 1999 verkehrenden ICE-Züge in den zurückliegenden kalten Wintern keine vergleichbaren Probleme hatten. Fraglich ist auch, warum die Ankündigung erst einen Tag vor Beginn der Wartungen erfolgt, und damit zu einem Zeitpunkt, zu dem der Wintereinbruch und die ersten Frosttage bereits Tage zurückliegen. "Hier ist dringend mehr Transparanz über die tatsächlichen Gründe nötig", so Schlosser.
Als Alarmsignal wertet der Verband, dass es der DB dieses Mal offensichtlich nicht mehr gelingt, Ersatzzüge zu organisieren. Beim letzten größeren Ausfall der ICE auf der Verbindung Müchen - Berlin im Oktober 2008 wurden noch lokbespannte IC-Züge als Ersatz aufgeboten. So kam es zwar zu Komforteinschränkungen und geringfügigen Verspätungen für die Fahrgäste; es bestand aber zumindest die Möglichkeit der Beförderung, und Überfüllungen wurden vermieden. Den Fahrgästen empfiehlt der Verband, die neuen Fahrgastrechte konsequent zu nutzen und sich verfallene Platzreservierungen und Verspätungen erstatten zu lassen. Informationen dazu gibt der Verband auf seiner Homepage.
Mit den ICE hat nun auch die letzte der drei für den Personenverkehr im Freistaat wichtigen Baureihen erhebliche Wartungs- und Verfügbarkeitsprobleme. Bei den im Nahverkehr eingesetzten Zügen der Baureihe 612 kann voraussichtlich bis Sommer 2010 die Neigetechnik nicht genutzt werden, bei den Zügen der Baureihe 642 führen hohe Fehleranfälligkeit und Nachrüstarbeiten zu erhöhtem Fahrzeugfehlbestand und Zugausfällen, weswegen im Thüringer Nahverkehr mittlerweile nur noch auf einem kleinen Teil des Schienennetzes ein vertrags- und fahrplanmäßiger Zugverkehr angeboten werden kann. Dieser Zustand weitet sich nun auch auf den Fernverkehr aus.
"Diese Entwicklung ist ein Armutszeugnis für die deutsche Verkehrspolitik, den Staatskonzern DB und führende Unternehmen der deutschen Schienenfahrzeugindustrie", so Bernd Schlosser. "Selbst zu Zeiten der sogenannten Mangelwirtschaft in der DDR wurden zu Hauptreisetagen stets Entlastungszüge eingesetzt und waren Ausfälle dieses Ausmaßes undenkbar. Wir sehen hier die Folgen einer Eisenbahnpolitik, die sich nicht am Fahrgastwohl, sondern an Renditezielen ausrichtet."
Informationen zu Pro Bahn
Pro Bahn ist ein gemeinnütziger Verbraucherverband für die Fahrgäste öffentlicher Verkehrsmittel wie Bahn und Bus. Er ist deutschlandweit tätig und als Bundesverband mit Landes- und Regionalverbänden organisiert.
Rückfragen bitte an Bernd Schlosser (Vorsitzender), Tel.: 036963-20040, E-Mail: b.schlosser@thueringen.pro-bahn.de
oder Olaf Behr (stv. Vorsitzender), Tel.: 03641-446836, E-Mail: o.behr@thueringen.pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Olaf Behr